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Was ist Vendor Managed Inventory (VMI) und wie wenden Sie es an?
LieferkettenmanagementTipps
Lesezeit 8 Minuten

Was ist Vendor Managed Inventory (VMI) und wie wenden Sie es an?

Vendor Managed Inventory (VMI) ist eine Lieferkettenmanagement-Methode, bei der ein Lieferant für die Bestandsauffüllung des kaufenden Unternehmens verantwortlich ist. Dieser Ansatz kann zu besserer Bestandsoptimierung führen, Kosten reduzieren und stärkere Beziehungen zwischen Unternehmen entwickeln.

Vendor Managed Inventory

Was ist Vendor Managed Inventory?

Vendor Managed Inventory (VMI, auch bekannt als kontinuierliche Nachbestellung oder Supplier Managed Inventory) ist eine Lieferkettenmanagement-Methode, bei der ein Unternehmen seine Bestandsdaten mit seinen Lieferanten teilt, damit diese sicherstellen können, dass fortlaufend ausreichend Bestand im Unternehmen des Käufers vorhanden ist.

Beim traditionellen Bestandsmanagement trifft das kaufende Unternehmen selbst Entscheidungen, wann und wie viel Bestand gekauft werden muss. Beim Vendor Managed Inventory wird die Verantwortung für die Bestandsauffüllung und -optimierung jedoch an die Lieferanten weitergegeben. Mit dieser Methode können Beschaffungs- und Bestandsmanagement vereinfacht und Lieferantenbeziehungen gestärkt werden.

Diese Methode erfordert allerdings viel Zusammenarbeit zwischen Käufer und Verkäufer und es muss ein gewisses Vertrauensverhältnis vorliegen, bevor sich für sie entschieden wird.

Die Vorteile des Vendor Managed Inventory

Das Vendor Managed Inventory bringt viele Vorteile, sowohl für das kaufende Unternehmen als auch für die Lieferanten.

Die Vorteile für das kaufende Unternehmen

1. Leichtere Verwaltung von Käufen und Bestand

Durch das automatische Teilen von Bestandsdaten mit einem Lieferanten brauchen Unternehmen viel weniger Zeit für Nachfrageprognosen, Beschaffung und Bestandsoptimierung aufzuwenden. Diese Aufgaben obliegen stattdessen dem Lieferanten, der sicherstellen muss, dass weder zu viel noch zu wenig Bestand verfügbar ist.

2.Geringerer Raumbedarf für Bestand

Mit Vendor Managed Inventory braucht ein Unternehmen keinen Sicherheitsbestand halten und soll nur Bestandsmengen führen, die in einem bestimmten Zeitraum auch gebraucht werden. Das Bestandsniveau wird vom Lieferanten überwacht und wenn ein Bestellpunkt erreicht wird, wird Bestand aufgefüllt.

3. Verringerte Kosten

Weniger Platz für Bestand und weniger Zeit für die Lieferantenkommunikation, Bestandsoptimierung, Prognosen usw. zu brauchen, bedeutet auch, weniger Arbeit und Geld aufwenden zu müssen. Das Unternehmen erhält dadurch die Gelegenheit, seine Ressourcen auf andere Geschäftsbereiche zu konzentrieren.

4. Bessere Kommunikation mit dem Lieferanten

Dank der geteilten und jederzeit verfügbaren Bestandsdaten gibt es keinen Bedarf an allzu vielen Lieferantenbetreuern im Einkauf eines Kaufunternehmens, da die Kommunikation größtenteils automatisiert ist. Falls plötzliche Nachfragespitzen auftreten, werden die Lieferanten sofort informiert. Und wenn eine Störung auf Seiten des Lieferanten auftritt, sprich er den Bestand seines Kunden nicht in den gewünschten Mengen auffüllen kann, kann er seinem Kunden viel früher Bescheid geben.

5. Verbesserte Kundenzufriedenheit

Sollte es reibungslos betrieben werden, kann Vendor Managed Inventory einen optimalen Servicegrad sicherstellen, was bedeutet, dass Kunden darauf vertrauen können, dass das kaufende Unternehmen ihre Bestellungen annehmen wird und sie entsprechend rechtzeitig liefern können. Dies wiederum verbessert die Kundenzufriedenheit, erhöht die Kundentreue und fördert das Unternehmensimage, was ebenfalls zu mehr Geschäften führen kann.

Die Vorteile für den Lieferanten

1. Leichtere Prognosen

Wenn ein Lieferant einen vollständigen Echtzeit-Überblick über die Bestandsanforderungen seines Kunden hat, kann er hochpräzise Prognosen aufstellen und seine Prozesse so entwickeln, dass Lieferungen komplett reibungslos vonstattengehen. Die verbesserte Kommunikation stellt außerdem sicher, dass Lieferanten bezüglich der Marktveränderungen des kaufenden Unternehmens auf dem Laufenden bleiben, was im Falle von Nachfragefluktuationen die Flexibilität aufrechterhält.

2. Bessere Bestandsoptimierung

Vendor Managed Inventory ist in dieser Hinsicht nicht nur für das kaufende Unternehmen von Vorteil. Auch die Lieferanten selbst können ihren Bestand besser optimieren, wenn sie genauere Nachfrageprognosen aufstellen und Kundenbestellungen antizipieren können.

3. Stärkere Kundenbeziehungen

Vendor Managed Inventory erfordert auf Seiten des Käufers von Anfang an viel Vertrauen, doch wenn es richtig ausgeführt wird, kann es die Beziehung zum Lieferanten erheblich stärken. Bei Geschäften geht es stets darum, Kunden das zu geben, was sie brauchen und wann sie es brachen. VMI bietet Lieferanten die nötigen Einblicke, um ihre Prozesse zu verfeinern und schnell auf die Bedürfnisse ihrer Kunden reagieren zu können.

Die Nachteile des Vendor Managed Inventory

Wenngleich es eine gute Idee zu sein scheint, die Verantwortung für das Bestandsmanagement einfach an den Lieferanten weiterzugeben, sollten von beiden Seiten aus einige Dinge bedacht werden.

Nachteile für das kaufende Unternehmen

1. Abhängigkeit von einem anderen Unternehmen

Die Einführung von Vendor Managed Inventory bedeutet, viel Kontrolle einem anderen Unternehmen zu überlassen, was vielen Geschäftseigentümern und Managern ein Dorn im Auge sein kann. Sich unsicher über die Fähigkeiten eines Lieferanten zu sein und Sicherheitsbedenken zu haben, ist keine gute Grundlage für eine ertragreiche Zusammenarbeit, weshalb Vertrauen der Schlüssel für das VMI ist.

2. Erschwerte Ersatzbeschaffung

Wenn Sie einen Lieferanten als VMI-Partner gewählt haben, könnten Sie das Gefühl bekommen, dass von jetzt an stets alles glatt laufen wird. Doch selbst bei den besten Partnern können Störungen auftreten. Aus diesem Grund muss ein kaufendes Unternehmen eine Basis an Ersatzlieferanten schaffen, wenn Störungen den VMI-Partner daran hindern, seine Aufgaben im Rahmen der erforderlichen Bedingungen zu erfüllen. Beim Führen von Vendor Managed Inventory haben Manager auch das Risiko, an einen Lieferanten gebunden zu sein, und sich deshalb Partnerschaften mit kosteneffektiveren Lieferanten entgehen zu lassen.

Nachteile für den Lieferanten

1. Mehr Verantwortung

Lieferant in einer VMI-Partnerschaft zu sein, erhöht die Arbeitsbelastung für das Unternehmen und macht es verantwortlicher für Erfolg und Misserfolg des kaufenden Unternehmens. Das Bestandsmanagement ist einer der wichtigsten und teuersten Aspekte eines Unternehmens und für einige Lieferanten könnte die Belastung zu schwer wiegen, ein anderes Unternehmen sich in dieser Hinsicht vollständig auf sich verlassen zu lassen.

2. Nicht machbar bei kleinen Bestellungen

Die zusätzliche Arbeit für die Prüfung, Analyse und Optimierung des Bestands des kaufenden Unternehmens könnte zusätzliche Arbeitskosten nach sich ziehen. Ein Lieferant zu sein, der den Bestand eines Kunden verwaltet, lohnt sich also nur, wenn er dadurch genug Geschäft macht, dass Gewinn übrig bleibt.

Wie können Sie Vendor Managed Inventory einführen?

Wenn Sie die Vor- und Nachteile von Vendor Managed Inventory abgewogen und daraufhin entschieden haben, dass es zu Ihrem Unternehmen passt, können Sie die folgenden grundlegenden Schritte für eine erfolgreiche Partnerschaft verfolgen.

1. Verwenden Sie ein Cloud-basiertes Bestandsmanagementsystem

Ohne ein Cloud-basiertes Bestandsmanagementsystem kann Vendor Managed Inventory nicht effizient praktiziert werden. Egal ob eine Tabelle, die fortlaufend aktualisiert wird, oder eine Bestandsmanagement-Software – das System muss Cloud-basiert sein, damit der Lieferant Zugriff auf Echtzeit-Bestandsdaten hat. Die Software muss natürlich auch andere Bedürfnisse des kaufenden Unternehmens erfüllen.

2. Stellen Sie eine wasserdichte Vereinbarung auf

Bei Geschäften muss Vertrauen von einer schriftlichen Vereinbarung gestützt werden. Im Falle von Vendor Managed Inventory muss diese Vereinbarung bestimmte Begriffe hinsichtlich Bestandsstandorten, Bestandsbesitz, Grad an Datenzugriff, Lieferauslösern und anderen Aspekten des Auffüllungsprozesses, Zahlungen, Performance-KPIs usw. definieren. Eine normale Lieferantenvereinbarung reicht bei Weitem nicht aus; stattdessen muss eine VMI-spezifische Vereinbarung ausgearbeitet werden.

3. Geben Sie dem Lieferanten Zugriff

Wenn eine Vereinbarung unterzeichnet ist, müssen Sie dem Lieferanten je nach vertraglich festgelegtem Zugriffsgrad Zugriff auf Ihre Daten geben. Dies könnte Softwarebereiche umfassen wie Bestand, Vertrieb, Produktion, Produktretouren, Waren im Transit, Lieferrückstände usw.

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Vendor Managed Inventory erfordert die Einführung eines Bestandsmanagementsystems und Gewährung von Softwarezugriff für den Lieferanten.

4. Messen Sie die Performance

In der VMI-Vereinbarung müssen außerdem mit dem Supplier Performance Management zusammenhängende KPIs etabliert werden. Diese Metriken werden während der Partnerschaft periodisch geprüft, um zu bewerten, inwiefern der Lieferant sich an die Vereinbarung hält. Die Kommunikation von KPIs an den Lieferanten hilft nicht nur bei der Entscheidungsfindung, ob die Partnerschaft fortgesetzt werden soll oder nicht, sondern hilft ihm auch, seine Prozesse zu optimieren.

Die wichtigsten Schlüsselpunkte

  • Vendor Managed Inventory ist eine Lieferkettenmanagement-Methode, bei der einem Lieferanten Zugriff auf die Bestandsdaten des kaufenden Unternehmens gewährt wird und er für die Optimierung und Wiederauffüllung des Bestands verantwortlich wird.
  • Zu den Vorteilen des VMI für den Käufer zählen: effizienteres Bestandsmanagement, weniger Bestandsraum und -kosten, bessere Kommunikation mit Lieferanten und verbesserte Kundenbeziehungen.
  • Zu den Vorteilen des VMI für den Lieferanten zählen: leichtere Prognosen, effizientere Bestandsoptimierung und stärkere Beziehungen zu den Kunden.
  • Zu den Nachteilen des VMI für den Käufer zählen: Schwierigkeit die Kontrolle über den Bestand zu überlassen und Abhängigkeit von einem anderen Unternehmen sowie mögliche Komplexität beim Lieferantenwechsel
  • Die Nachteile für den Lieferanten sind: erhöhte Verantwortung und keine Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Unternehmen, die kleine Bestellmengen benötigen.
  • Vendor Managed Inventory erfordert die Einführung eines ERP/MRP-Systems auf Seiten des Käufers, die Bereitstellung von Systemzugriff für den Lieferanten, die Aushandlung einer wasserdichten Vereinbarung und die Bewertung der Performance des Lieferanten.

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Madis Kuuse

Madis ist ein erfahrener Autor und Übersetzer von Inhalten mit einem starken Interesse an Fertigung und Bestandsverwaltung. Er kombiniert wissenschaftliche Literatur mit seinem leicht verständlichen Schreibstil und teilt seine Erkenntnisse aus der Branche, indem er Lehrartikel für Anfänger und Experten in der Fertigung verfasst. Madis arbeitet mit Herstellern zusammen, um Fallstudien zur Prozessverbesserung zu schreiben, und hält sich über die neuesten Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Laufenden, denen die Branche im täglichen Betrieb gegenübersteht.

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