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Produktionskosten – Ein simpler Leitfaden
BuchhaltungTipps
Lesezeit 7 Minuten

Produktionskosten – Ein simpler Leitfaden

Es gibt mehrere Wege, die im Zusammenhang mit der Herstellung von Gütern anfallenden Kosten zu klassifizieren. Produktionsmanager müssen nur selten den Blick von den gesamten Herstellkosten abwenden, die sich aus direkten Materialkosten, direkten Arbeitskosten und Fertigungsgemeinkosten zusammensetzen. Produktionsbuchhalter und Geschäftseigentümer müssen jedoch häufig das größere Ganze sehen.

Produktionskosten

Gesamte Herstellkosten

Die gesamten Herstellkosten stellen die Gesamtsumme an Ausgaben dar, die ausschließlich für Produktionsaktivitäten aufgewendet wurden. Sie bestehen aus drei Schlüsselkosten:

  1. Direkte Materialkosten. Sie repräsentieren den Wert der Rohmaterialien und Bauteile, die Sie für die Produktion Ihrer Güter in einem bestimmten Zeitraum verbraucht haben. Direkte Materialien umfassen nur Güter, die Teil der Stückliste eines Produkts sind. Ihnen gegenüber stehen die indirekten Materialien, die in zu vernachlässigenden Mengen pro Produkt einfließen (wie Klebstoffe, Schrauben, Nägel), oder Hilfsgüter, die überhaupt nicht in es einfließen (wie Sandpapier, Einmal-Schutzausrüstung, Reinigungsmittel für den Fabrikboden usw.).
  2. Direkte Arbeitskosten. Diese schließen nur jenen Teil Ihrer Belegschaft ein, der direkt mit der Herstellung Ihrer Produkte zu tun hat, wie etwa Fließbandmitarbeiter, Handwerker, Maschinenführer usw. Andere Mitarbeiter der Produktionsabteilung wie Aufseher, Qualitätsmitarbeiter, Reinigungspersonal, Wartungsmitarbeiter usw. gelten als indirekte Arbeit.
  3. Fertigungsgemeinkosten. Die Fertigungsgemeinkosten schließen die indirekt mit der Produktion von Gütern zusammenhängenden Kosten ein, wie Fabrikmiete, Nebenkosten, indirekte Materialien, indirekte Arbeitskosten (Produktionsaufseher, Qualitätsmitarbeiter, Reinigungspersonal in der Fabrik usw.), Wartung, Abschreibung und mehr.

Die gesamten Herstellkosten sind eine wichtige Kennzahl für die Messung von Produktivität und Rentabilität eines Unternehmens. Im gleichen Zug können sie verwendet werden, um Ineffizienzen und zu hohe Ausgaben auszumachen und auszumerzen.

Lesen Sie mehr über die gesamten Herstellkosten.

Herstellungskosten und Wareneinsatz

Die gesamten Herstellkosten werden auch verwendet, um die Herstellungskosten und die Selbstkosten zu kalkulieren. Während die gesamten Herstellkosten die Ausgaben für alle Produktionsaktivitäten angeben, berücksichtigen die Herstellungskosten nur die Kosten für Güter, die während einer Periode fertiggestellt wurden und der Wareneinsatz die Kosten für jene Güter, die währenddessen verkauft wurden.

Die Formel für die Herstellungskosten lautet demnach:

Herstellungskosten = Anfangsbestand an halbfertigen Erzeugnissen + gesamte Herstellkosten – Endbestand an halbfertigen Erzeugnissen

Die Formel für den Wareneinsatz lautet hingegen:

Wareneinsatz = Anfangsbestand an fertigen Erzeugnissen + Herstellungskosten – Endbestand an fertigen Erzeugnissen

Fixe und variable Produktionskosten

Der Hauptunterschied zwischen fixen und variablen Kosten ist, dass fixe Produktionskosten auch dann anfallen, wenn nicht produziert wird, während sich variable Kosten schnell anhand des Produktionsvolumens anpassen lassen.

Fixe Produktionskosten (auch versunkene Kosten) umfassen Einrichtungsmiete oder -hypotheken, monatliche Zahlungen für Maschinen, Einrichtungs- und Maschinenabschreibungen sowie einige Arbeitskosten, beispielsweise wenn langfristige Leistungsverträge mit fixen Gebühren vorliegen.

Variable Produktionskosten schließen hingegen nur Ausgaben ein, die sich schnell anpassen lassen, sollte sich das Produktionsvolumen ändern. Hierzu zählen Kosten für Inputs wie Rohmaterialien und Treibstoff, Nebenkosten wie Strom, Heizung und Wasser sowie Arbeits- und Versandkosten.

Ihre fixen und variablen Kosten zu analysieren, ist wichtig um zu verstehen, welche Rolle sie bei den Gesamtkosten Ihres Betriebs und in Ihrer Bilanz spielen. Zwischen diesen beiden Kostenarten zu unterscheiden, lässt Sie außerdem prognostizieren, wie Ihr Unternehmen im Falle von Marktänderungen reagieren sollte.

Gesamtkosten, Durchschnittskosten und Grenzkosten

Wenn Sie die fixen und variablen Produktionskosten addieren, erhalten Sie die Gesamtkosten, die Sie dann verwenden können, um die Durchschnittskosten zu berechnen.

Durchschnittskosten (auch Stückkosten) sind die Kosten, die bei der Herstellung eines einzigen Produkts anfallen. Sie werden kalkuliert, indem die Gesamtkosten (Fixkosten + variable Kosten) durch die Gesamtanzahl an produzierten Einheiten geteilt werden. Unternehmen können die Stückkosten verwenden, um die Preise für Ihre Produkte zu bestimmen.

Grenzkosten beziehen sich auf die Mehrkosten der Produktion zusätzlicher Einheiten in einem bestimmten Zeitraum. Da die Fixkosten in jedem Zeitraum konstant bleiben, werden die Grenzkosten größtenteils von Änderungen an den variablen Kosten beeinflusst. Sie werden kalkuliert, indem die gesamte Kostenänderung durch die Änderung an der Produktionsmenge geteilt wird. Die Grenzkosten können dann verwendet werden um zu entscheiden, ob es sich lohnen würde, die Produktionskapazität zu erhöhen.

Grenzkosten = Kostenänderung / Mengenänderung

Beispiel

Angenommen, ein Fahrradhersteller produziert 400 Fahrräder, wodurch 65.000€ variable Kosten und 15.000€ Fixkosten pro Monat anfallen. Das bedeutet, die gesamten Produktionskosten betragen 80.000€. Die Stückkosten betragen in diesem Fall 80.000€ / 400 = 200€/Stück

Da eine Erhöhung der Produktionskapazität sich nur auf die variablen Kosten auswirken würde, betrügen die durchschnittlichen variablen Kosten in diesem Beispiel 65.000€ / 400 = 162,50€/Stück. Das bedeutet, dass die Produktion eines weiteren Fahrrads zusätzliche 162,50€ verursachen würde, was erheblich weniger ist als die Durchschnittskosten.

Nehmen wir jetzt an, der Hersteller möchte nächsten Monat 500 Fahrräder produzieren. Da er deshalb mehr Materialien bestellt, erhält er außerdem einen Rabatt von seinem Lieferanten. Insgesamt rechnet das Unternehmen mit neuen Gesamtkosten von 95.000€. Die Grenzkosten betrügen in diesem Fall:

Kostenänderung = 90.000€ – 80.000€ = 15.000€

Mengenänderung = 500 – 400 = 100

Grenzkosten = 15.000€ / 100 = 150€/Stück

Es würde sich damit wirtschaftlich lohnen, mehr Fahrräder zu produzieren, solange die Nachfrage für sie da ist. Ab einem gewissen Punkt steigt die Grenzkostenkurve jedoch an und die Produktion eines jeden weiteren Fahrrads wird teurer als die des vorherigen. Sie können dann entweder Ihre Preise erhöhen oder Ihr Produktionsvolumen reduzieren, um die Kosten zu kontrollieren.

Buchhaltungskosten und wirtschaftliche Kosten

Buchhaltungskosten stehen am Ende in der Bilanz des Unternehmens – sie umfassen alle oben erwähnten Kosten, fixe und variable. Es gibt jedoch noch eine breitere Kostenkategorie, die sogenannten wirtschaftlichen Kosten.

Wirtschaftliche Kosten schließen alle Buchhaltungskosten ein (auch explizite Kosten), berücksichtigen allerdings zusätzlich die Opportunitätskosten (implizite Kosten). Das bedeutet, dass getätigte geschäftliche Entscheidungen gegen ihre Alternativen aufgewogen werden und die Kosten von dem, was aufgegeben wurde, mit den erhaltenen Vorteilen der Entscheidung verglichen werden.

Beispielsweise könnte Ihr Unternehmen überschüssige Ressourcen haben, um entweder eine neue Produktionslinie zu starten oder um einen Erholungsbereich für Ihre Fabrikmitarbeiter zu errichten. Der große Vorteil einer neuen Produktionslinie wäre ein erhöhter Produktionsoutput von 10%, was sich idealerweise in 10% mehr Umsatz übersetzen lässt – allerdings auch mehr Arbeit-, Material- und Gemeinkosten nach sich zieht. Die Investition in einen Erholungsbereich würde die Mitarbeiterfluktuation verringern und die Motivation steigern, wodurch weniger Geld für Neuanstellungen anfallen und der Durchsatz pro bestehender Produktionslinie ansteigen würde. Das bedeutet, dass die Eröffnung einer neuen Produktionslinie zwar logischer erscheinen würde, es jedoch trotzdem die bessere Option sein könnte, in einen Mitarbeitererholungsbereich zu investieren.

Die wichtigsten Schlüsselpunkte

  • Wenn Herstellungsunternehmen über Produktionskosten nachdenken, meinen sie häufig die gesamten Herstellkosten, die direkte Arbeitskosten, direkte Materialkosten und Fertigungsgemeinkosten umfassen.
  • Die gesamten Herstellkosten können auch verwendet werden, um die Herstellungskosten und den Wareneinsatz zu berechnen.
  • Es gibt noch weitere Arten an Produktionskosten, die für ein wachsendes Unternehmen sehr nützlich sein können.
  • Fixkosten sind Kosten, die unabhängig vom Produktionsvolumen gleich bleiben. Zu ihnen zählen Miete, Hypotheken, monatliche Zahlungen für Maschinen usw.
  • Variable Kosten ändern sich hingegen mit der Produktionsmenge. Zu ihnen zählen Materialkosten, Nebenkosten, Arbeitskosten usw.
  • Zwischen fixen und variablen Kosten zu unterscheiden, kann Unternehmen helfen, wie sich Marktänderungen auf ihre Kosten auswirken.
  • Fixe und variable Kosten ergeben gemeinsam die Gesamtkosten, die dann zur Berechnung der Stückkosten verwendet werden können. Die Stückkosten sind der Schlüssel, um den Verkaufspreis Ihrer Produkte zu bestimmen.
  • Grenzkosten werden herangezogen, um zu bestimmen, was die Produktion zusätzlicher Einheiten kosten würde. Dies kann nützlich sein, wenn Sie das optimale Produktionsvolumen finden möchten.
  • Während Buchhaltungskosten die Kosten sind, die am Ende in der Bilanz stehen, schließen die wirtschaftlichen Kosten auch implizite Kosten ein, wie etwa Opportunitätskosten. Wirtschaftliche Kosten werden verwendet, um ‚was-wäre-wenn-Szenarien‘ zu schaffen, um die Vor- und Nachteile verschiedener Handlungsweisen zu vergleichen.

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Karl H Lauri
Karl H Lauri

Seit mehr als 4 Jahren arbeitet Karl bei MRPeasy mit dem Hauptziel, kleine Hersteller und Händler mit nützlichen Informationen zu versorgen. Er arbeitet gerne mit anderen Branchenspezialisten zusammen, um seine Artikel mit realen Einblicken zu ergänzen, wobei er sich besonders darauf konzentriert, das Feedback von Herstellern zu nutzen, die gerade MRP-Software implementieren. Karl hat auch mit angesehenen Publikationen im Fertigungsbereich zusammengearbeitet, darunter IndustryWeek und FoodLogistics.

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