Skip to main content
Blog
Was ist agile Fertigung?
Tipps
Lesezeit 6 Minuten

Was ist agile Fertigung?

Die agile Fertigung ist eine Methode zur Steigerung von Produktqualität und Service, die weiterhin durch Einführung von Feedback-basierten Design-, Planungs- und Produktionspraktiken Kosten reduziert. Bei dieser modernen Herangehensweise an die Fertigung steht digitale Technologie im Zentrum.

agile-Fertigung

Was ist agile Fertigung?

Agile Fertigung ist eine Fertigungsmethodik, die Prozesse und Werkzeuge auslegt, mit denen Unternehmen schnell auf Marktänderungen reagieren können, ohne die Kosten zu erhöhen oder die Qualität opfern zu müssen.

Obwohl der Begriff bereits Anfang der 90er Jahre verwendet wurde, kommt die agile Fertigung erst heute richtig zur Geltung. Das liegt daran, dass sie tief mit der Informationstechnologie im Zusammenhang steht und ERP/MRP-Systeme Kern der Methode sind. Bis vor 10 Jahren standen diese Softwares nur großen Unternehmen zur Verfügung – sie waren schließlich teuer, erforderten umfassende Ausbildungsmaßnahmen, auf dem Firmengelände eingerichtete Server und IT-Mitarbeiter. Heutzutage können jedoch Hersteller aller Größenordnungen von preiswerten und leicht zu verwendenden Cloud-basierten Systemen profitieren, die ihnen die Möglichkeit bieten, den agilen Pfad zu beschreiten.

In ihrem Kern ist die agile Fertigung ähnlich wie die schlanke Produktion, da beide Konzepte darauf ausgelegt sind, die Produktionseffizienz zu erhöhen, Kosten zu senken und den Mehrwert zu steigern. Die agile Fertigung konzentriert sich jedoch weiterhin auf schnelle und effektive Reaktionen auf Kundenbedürfnisse und Marktänderungen.

Die alleinige Einrichtung eines ERP/MRP-Systems macht ein Unternehmen allerdings nicht gleich agil. Sie müssen stattdessen ihre Grundprozesse verändern, zunächst um die Software aufzunehmen und anschließend um Produktqualität, Produktion und Service zu priorisieren, während Raum für Innovationen und Lernen geschaffen wird. Um dieses Ziel zu erreichen, muss fortlaufend Feedback sowohl vom System als auch von Testern und Kunden eingeholt, analysiert und praktisch umgesetzt werden.

Drei Komponenten der agilen Fertigung

In seinem Buch “Agile Manufacturing: The 21st Century Competitive Strategy” unterscheidet Gunasekaran zwischen drei miteinander verbundenen Elementen der agilen Fertigung.

Agiles Design

Bei der agilen Fertigung werden Produkte wiederholt designt, wobei Kundenwünsche und Feedback vom System und von Testern berücksichtigt werden. Das Produkt wird anschließend verfeinert, woraufhin erneut Feedback eingeholt wird usw. Obwohl dieser Prozess länger dauern kann als normales Produktdesign, könnte der sich wiederholende Zyklus an Verbesserungen die allgemeine Qualität des Produkts drastisch erhöhen. Natürlich hängt die Dauer dieses Prozesses stark von der Produktkomplexität ab. Weiterhin können 3D-Drucke verwendet werden, um die Dauer von Design und Musterentwicklung zu verkürzen.

Agile Planung

Hier kommt ein ERP/MRP-System ins Spiel. Sobald das Produkt designt und seine Herstellbarkeit bestätigt wurde, werden seine Stückliste und sein Produktionsprozess (Routing) in der Software hinterlegt. Wenn eine Kundenbestellung ins System eingetragen wird, legt es den Materialbedarf, die Produktionskosten, die Leadzeiten und die beste Zeit für den Produktionsstart fest, während Bestandsniveaus, Mitarbeiterverfügbarkeit, Leadzeiten von Lieferanten usw. berücksichtigt werden. Falls eine Materiallieferung verspätet ist, kann das System dieses Feedback nutzen, um den Produktionsplan umzuorganisieren und eine andere Leadzeit für den Kundenauftrag geben. All das bietet Herstellern letzten Endes eng verbundene Produktions- und Beschaffungspläne, wodurch Leadzeiten verkürzt und Flexibilität erhöht werden und das Unternehmen agil gemacht wird.

Agile Produktion

Wenngleich die meisten fortschrittlichen agilen Herstellungsunternehmen autonome Systeme wie künstliche Intelligenz und Roboter in ihre Prozesse integrieren, ist eine agile Produktion auch ohne groß angelegte Automatisierungen möglich. Anstatt es einer KI zu überlassen, die besten Verfahren zu bestimmen, können Unternehmen auch manuell ihre Prozesse überwachen, Probleme diagnostizieren und Optimierungen vornehmen. Dies kann mithilfe eines Manufacturing Execution Systems (MES) erfolgen, welches Feedback von der Fertigung sammelt, dieses analysiert und dann leicht verständliche Statistiken und Einblicke aufstellt, mit denen Prozessoptimierungen fortlaufend möglich sind.

Produktionsprozesse können auch durch bessere und beständigere Ausbildungsmaßnahmen optimiert und agiler gemacht werden. Einige ERP/MRP-Systeme ermöglichen außerdem digitale Arbeitsanweisungen an Fertigungsaufträge und Arbeitsstationen, was das Lernen beschleunigen kann.

Wer kann von agiler Fertigung profitieren?

Selbst wenn Agilität nach einer guten Idee für alle Fertigungsunternehmen klingt, ist die Methode nicht mit jeder Unternehmensart kompatibel. Hier sind einige Beispiele, in denen die agile Fertigung am besten performt:

  • Unternehmen, die in wettbewerbsintensiven Umgebungen tätig sind, in denen selbst kleinste Unterschiede bei Qualität oder Preis den Ausschlag geben können, wenn der Kunde mehrere Optionen abwägt.
  • Unternehmen, die kundenindividuelle Optionen anbieten.
  • Unternehmen, die Leadzeiten kurz halten müssen, um keine Kunden zu verlieren.
  • Unternehmen, die in gut entwickelten regionalen Märkten mit einer großen Kundenbasis tätig sind.
  • Unternehmen, die Produkte in Kleinserien fertigen.

Falls einer oder mehrere dieser Punkte auf Ihr Unternehmen zutreffen, könnte die agile Fertigung für Sie geeignet sein. Wer agile Fertigung einführen möchte, sollte sich diesbezüglich an spezialisierte Berater wenden, die ihnen zur Seite stehen und einen schnelleren und effizienteren Einführungsprozess ermöglichen.

Agile Fertigung und kundenindividuelle Massenproduktion

Kundenindividuelle Massenproduktion kann oft Teil der agilen Fertigung sein, weil sie Kunden viele verschiedene Anpassungsoptionen bietet, während der Service schnell und die Qualität hoch bleibt.

Im Kern ist die kundenindividuelle Massenproduktion eine Mischung aus Massenproduktion und  Auftragsfertigung. Unternehmen, die diesen Ansatz wählen, produzieren allgemein verschiedene Module für das gleiche Grundprodukt in Masse und bauen diese Module dann nach Baukastensystem anhand von Kundenwünschen zusammen.

Die kundenindividuelle Massenproduktion wird oft von einer Produkt-Konfigurator-Software ergänzt, die die Erstellung von Matrix-Stücklisten ermöglicht, in denen verschiedene Parameter der Stückliste modifiziert werden können, um eine breite Palette an Produktvarianten zu erstellen.

Kleidungshersteller müssen zum Beispiel verschiedene Farben und Größen anbieten und Computerbauer brauchen verschiedene Spezifikationen für ihre PCs wie RAM, Festplattenkapazität usw.

Mit einem ERP/MRP-System, das Produktkonfigurationen sowie Integrationen mit E-Commerce-Plattformen von Drittanbietern ermöglicht, können Hersteller die Agilität ihres Unternehmens leicht erhöhen. Auf diese Weise können Kunden ihre Produkte im Web-Store konfigurieren, woraufhin ihre individuelle Bestellung direkt in einen Fertigungsauftrag für die gewählte Variante umgewandelt werden kann.

Lesen Sie mehr über die kundenindividuelle Massenfertigung

Die wichtigsten Schlüsselpunkte

  • Agile Fertigung ist eine Fertigungsmethodik, die Prozesse und Werkzeuge auslegt, mit denen Unternehmen schnell auf Marktänderungen reagieren können, ohne die Kosten zu erhöhen oder die Qualität opfern zu müssen.
  • Die agile Fertigung ist ähnlich wie die schlanke Produktion, da beide Konzepte darauf ausgelegt sind, die Produktionseffizienz zu erhöhen, Kosten zu senken und den Mehrwert zu steigern. Die agile Fertigung konzentriert sich jedoch weiterhin auf schnelle und effektive Reaktionen auf Kundenbedürfnisse und Marktänderungen.
  • Die agile Fertigung setzt sich zusammen aus agilem Design, agiler Planung und agiler Produktion. Das bedeutet im Grunde genommen, dass alle Prozesse wiederholt durchgeführt werden, wobei anhand des in jedem Schritt gesammelten Feedbacks fortlaufend Verbesserungen vorgenommen werden.
  • Die agile Fertigung lohnt sich am meisten für Unternehmen in wettbewerbsintensiven Umgebungen, in denen selbst kleinste Unterschiede bei Qualität, Preis oder Service über Gewinn oder Verlust eines Kunden entscheiden können.
  • Die agile Fertigung wird gut von kundenindividueller Massenfertigung ergänzt, bei der Module eines Produkts massenhaft hergestellt und dann je nach Kundenwunsch angepasst werden.

Ihnen könnte ebenfalls gefallen: Statistische Prozesskontrolle – Ein Leitfaden für Hersteller

Karl H Lauri
Karl H Lauri

Seit mehr als 4 Jahren arbeitet Karl bei MRPeasy mit dem Hauptziel, kleine Hersteller und Händler mit nützlichen Informationen zu versorgen. Er arbeitet gerne mit anderen Branchenspezialisten zusammen, um seine Artikel mit realen Einblicken zu ergänzen, wobei er sich besonders darauf konzentriert, das Feedback von Herstellern zu nutzen, die gerade MRP-Software implementieren. Karl hat auch mit angesehenen Publikationen im Fertigungsbereich zusammengearbeitet, darunter IndustryWeek und FoodLogistics.

Privacy Policy Update

You can read our full privacy policy and terms of service.

Cookies

These cookies help us track site metrics to improve our sites and provide a better user experience.

These cookies used to serve advertisements aligned with your interests.

These cookies are required to provide basic functions like page navigation and access to secure areas of the website.

We use cookies to enhance your experience on our website. If you continue using this website, we assume that you agree with these.